34 Jahre und neun Monate hat Dieter Delp den TSV Wörth als Vorsitzender geprägt. 27 Jahre saß er im Stadtrat. Nun ist der Träger der Bundesverdienstmedaille gestorben
Ganz oder gar nicht. Das war sein Credo. Immer. „Wer nur mit halber Kraft arbeitet, der ginge im Verein schnell unter“, hat Dieter Delp mal gesagt. Auch dieser Satz stammt von ihm: „Ein Jein gibt es nicht. Entweder man übernimmt Verantwortung oder nicht, dann ist es besser, die Finger davon zu lassen.“
Gesagt hat er diese Sätze vor gar nicht langer Zeit in einem Interview, das in der Festschrift zum 150-jährigen Gründungsjubiläum des TSV Wörth im nächsten Jahr erscheinen wird. Dass der Sportverein mit seinen rund 1 200 Mitgliedern heute so dasteht, wie er dasteht, daran hatte Delp entscheidenden Anteil. Doch beim großen Fest im Gschwelltal wird er nicht mehr dabei sein können. In der Nacht zum Mittwoch ist der Träger der Bundesverdienstmedaille und der Bürgermedaille im Alter von 78 Jahren gestorben.Die Todesnachricht verbreitete sich rasend schnell in der Stadt und löste große Erschütterung aus. „Er hat den Verein geprägt. Seine ganzen Verdienste, die kann man nicht mal ansatzweise aufwiegen“: So formuliert es ein bedrückter TSV-Vorsitzender Ekkehard Hollschwandner am Mittwoch.Dem TSV fühlte sich Delp von Kindesbeinen an eng verbunden, er ist in dieser Gemeinschaft großgeworden, aufgewachsen. Man übertreibt keineswegs, wenn man von einer zweiten Familie, einem zweiten Zuhause spricht. Als Bursche spielte er Fußball, er verstärkte das Tennisteam, wandte sich der Leichtathletik zu. Die 100 Meter sprintete er in 11,7 Sekunden, damals noch barfuß auf Gras.Ab den Siebzigerjahren übernahm er Verantwortung in der Vorstandschaft. Als Kassier, als Schriftführer. Und im Februar 1982 wurde er dann Vorsitzender. Dieses Amt sollte er innehaben bis Oktober 2016. Richtig gelesen: Oktober 2016 ! Unglaubliche 34 Jahre und neun Monate ! Kein TSV-Vorsitzender war je länger im Amt. Immer mit ihm verbinden wird man den Sportheimbau (siehe Kasten links). Ein Stammplatz im Geschichtsbuch des TSV ist ihm sicher, zweifelsfrei.Zuverlässig, zielstrebig und zukunftsorientiert, mit beharrlicher Akribie, einer erstaunlichen Hingabe und Ausdauer, führte er den Verein. Seine Amtszeit ordnet Nachfolger Ekkehard Hollschwandner so ein: „Es gibt drei Personen in der Geschichte des TSV, die den Verein extrem geprägt haben. Zunächst ist das Franz Kilger, der den TSV 1904 reaktiviert hat. Dann ist da Leni Büchele, die im Zweiten Weltkrieg die Damenturnriege gegründet und danach aufgebaut hat. Und der Dritte in diesem Kreis ist Dieter Delp. Kein Zweiter hat den Verein in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, noch bis weit hinein ins 21. Jahrhundert, so stark geprägt wie er. Er hat einen klassischen Sportverein aus den Siebzigerjahren hinübergeführt in eine ganz neue Zeit mit ganz neuen Herausforderungen.“Heutzutage ist ein Sportverein ja quasi „ein kleines Unternehmen“, so hat es Delp 2014 in einem Interview zu einem 70. Geburtstag mit unserer Zeitung ausgedrückt. „Es hat sich viel verändert. Die Anforderungen sind erheblich gestiegen. Die Pflichten sind komplex geworden und sehr aufwendig.“In seiner Amtszeit machte sich Delp einen Namen als Impulsgeber und Motivator. „Er hatte immer Ideen, er hat immer angetrieben. Er war ein tausendprozentiger TSV-ler“, erinnert sich Weggefährte Horst Seppenhauser, der mit Delp schon in der Jugend zusammen Fußball gespielt hat. „Er war immer umgänglich, immer freundlich. Du hast ihn jederzeit anrufen können. Er hat sich um alles gekümmert. Er war auch in den Verbänden bestens vernetzt, er kannte dort Gott und die Welt, hat sich um die ganzen Förderanträge gekümmert, hat die EDV aufgebaut“, sagt TSV-Kassier Markus Weinzierl, der von Delp „behutsam eingearbeitet“ und stets unterstützt wurde.Natürlich war das Leben als TSV-Chef nicht immer einfach. Nicht immer waren alle Interessen unter einen Hut zu bringen. „Es wird viel erwartet, manchmal zu viel“, sagte Delp 2014 im Interview zu seinem 70. Geburtstag. Und im Gespräch mit Josef Raith für die TSV-Festschrift brachte er es wie folgt auf den Punkt: „Manchmal brauchte man schon ein dickes Fell, um über die Runden zu kommen.“Vorangehen, Verantwortung tragen, auch mal klare Kante zeigen, aber niemals überheblich – das war typisch für Delp, der seine Amtszeit in der ihm eigenen Bescheidenheit einmal so zusammengefasst hat: „Rückblickend über den gesamten Zeitraum als Vorstandsmitglied möchte ich schon sagen, dass ich meine Vereinsbilanz als gut beurteilen kann. Allen kann man es nicht recht machen, dafür ist der TSV zu groß. Aber im Großen und Ganzen glaube ich, dass der TSV ordentlich geführt und vor allem sauber und gesund übergeben wurde.“Eines war Delp wichtig – „dass die Familie stets hinter dem aufwendigen Hobby stand“. Seine Ehefrau Gitte – der er 1981 das Jawort gab – und seine Tochter Barbara unterstützten und bestärkten ihn. Sein ehrenamtlicher Einsatz nahm viel Zeit in Anspruch, denn nicht nur im TSV war Delp aktiv. Der Wörther, der beruflich bei einem Unternehmen in Straubing tätig war, engagierte sich auch in der Kommunalpolitik.27 Jahre saß er für die Überparteiliche Freie Wählergemeinschaft (ÜWG) im Stadtrat. Zunächst war er von 1984 bis 2002 im Gremium vertreten. 2005 zog er als Nachfolger der verstorbenen Oberachdorferin Barbara Gmeinwieser erneut ein. Von 2008 bis 2014 absolvierte er dann noch einmal eine reguläre Periode. Delp trat stets als sachlicher und konstruktiver Akteur in Erscheinung, der Ideen einstreute, der mitredete. Der eben, gemäß seinem Credo, Verantwortung übernahm.„Die Stadt Wörth verneigt sich vor einem Mitbürger, der sich immer aktiv für die Gesellschaft eingebracht hat“, sagt stellvertretender Bürgermeister Gerhard Schmautz. Delp habe sich ohne Unterlass „mit enormem Einsatz“ in den Dienst der Gemeinschaft gestellt.Auch in der Pfarrei hat Delp seine Spuren hinterlassen. Er war gläubig und regelmäßig in der Kirche anzutreffen. In den vergangenen Jahren war er bei den Senioren der Pfarrei dabei, war auch dort äußerst aktiv und brachte Ideen ein. Delp war mit Begeisterung bei Ausflügen mit von der Partie, hielt mit seiner Fotokamera alles fest. Der kreative Umgang mit der Kamera bereitete ihm Freude. Er gestaltete sogar Bilderschauen oder fertigte Fotomontagen an. „Er wird uns sehr fehlen, er hat mich sehr unterstützt“, sagt Horst Seppenhauser, der Ansprechpartner für die Pfarrsenioren.Zuletzt verschlechterte sich der gesundheitliche Zustand, am gesellschaftlichen Leben zeigte Dieter Delp dennoch stets Interesse. Wie viel er in Wörth und für Wörth bewegt hat, zeigt sich allein schon an der langen Reihe seiner Auszeichnungen. Die sicher herausragendste: Im Mai 2016 ehrte ihn Landrätin Tanja Schweiger mit der Bundesverdienstmedaille. In ihrer Laudatio zitierte sie Theodor Heuss: „Demokratie verträgt kein ,Ohne mich‘. Sie lebt vom ,Mit mir‘.“ Die Stadt Wörth verlieh Delp im Dezember 2015 die Bürgermedaille.Wie viel sie ihm zu verdanken haben, wussten und wissen sie natürlich auch beim TSV. Im Oktober 2016 ernannte Hollschwandner seinen Amtsvorgänger zum Ehrenvorsitzenden. Alle Mitglieder im Gasthof Geier erhoben sich damals, alle schauten auf Dieter Delp. Und dann begannen sie zu klatschen.
Gesagt hat er diese Sätze vor gar nicht langer Zeit in einem Interview, das in der Festschrift zum 150-jährigen Gründungsjubiläum des TSV Wörth im nächsten Jahr erscheinen wird. Dass der Sportverein mit seinen rund 1 200 Mitgliedern heute so dasteht, wie er dasteht, daran hatte Delp entscheidenden Anteil. Doch beim großen Fest im Gschwelltal wird er nicht mehr dabei sein können. In der Nacht zum Mittwoch ist der Träger der Bundesverdienstmedaille und der Bürgermedaille im Alter von 78 Jahren gestorben.Die Todesnachricht verbreitete sich rasend schnell in der Stadt und löste große Erschütterung aus. „Er hat den Verein geprägt. Seine ganzen Verdienste, die kann man nicht mal ansatzweise aufwiegen“: So formuliert es ein bedrückter TSV-Vorsitzender Ekkehard Hollschwandner am Mittwoch.Dem TSV fühlte sich Delp von Kindesbeinen an eng verbunden, er ist in dieser Gemeinschaft großgeworden, aufgewachsen. Man übertreibt keineswegs, wenn man von einer zweiten Familie, einem zweiten Zuhause spricht. Als Bursche spielte er Fußball, er verstärkte das Tennisteam, wandte sich der Leichtathletik zu. Die 100 Meter sprintete er in 11,7 Sekunden, damals noch barfuß auf Gras.Ab den Siebzigerjahren übernahm er Verantwortung in der Vorstandschaft. Als Kassier, als Schriftführer. Und im Februar 1982 wurde er dann Vorsitzender. Dieses Amt sollte er innehaben bis Oktober 2016. Richtig gelesen: Oktober 2016 ! Unglaubliche 34 Jahre und neun Monate ! Kein TSV-Vorsitzender war je länger im Amt. Immer mit ihm verbinden wird man den Sportheimbau (siehe Kasten links). Ein Stammplatz im Geschichtsbuch des TSV ist ihm sicher, zweifelsfrei.Zuverlässig, zielstrebig und zukunftsorientiert, mit beharrlicher Akribie, einer erstaunlichen Hingabe und Ausdauer, führte er den Verein. Seine Amtszeit ordnet Nachfolger Ekkehard Hollschwandner so ein: „Es gibt drei Personen in der Geschichte des TSV, die den Verein extrem geprägt haben. Zunächst ist das Franz Kilger, der den TSV 1904 reaktiviert hat. Dann ist da Leni Büchele, die im Zweiten Weltkrieg die Damenturnriege gegründet und danach aufgebaut hat. Und der Dritte in diesem Kreis ist Dieter Delp. Kein Zweiter hat den Verein in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, noch bis weit hinein ins 21. Jahrhundert, so stark geprägt wie er. Er hat einen klassischen Sportverein aus den Siebzigerjahren hinübergeführt in eine ganz neue Zeit mit ganz neuen Herausforderungen.“Heutzutage ist ein Sportverein ja quasi „ein kleines Unternehmen“, so hat es Delp 2014 in einem Interview zu einem 70. Geburtstag mit unserer Zeitung ausgedrückt. „Es hat sich viel verändert. Die Anforderungen sind erheblich gestiegen. Die Pflichten sind komplex geworden und sehr aufwendig.“In seiner Amtszeit machte sich Delp einen Namen als Impulsgeber und Motivator. „Er hatte immer Ideen, er hat immer angetrieben. Er war ein tausendprozentiger TSV-ler“, erinnert sich Weggefährte Horst Seppenhauser, der mit Delp schon in der Jugend zusammen Fußball gespielt hat. „Er war immer umgänglich, immer freundlich. Du hast ihn jederzeit anrufen können. Er hat sich um alles gekümmert. Er war auch in den Verbänden bestens vernetzt, er kannte dort Gott und die Welt, hat sich um die ganzen Förderanträge gekümmert, hat die EDV aufgebaut“, sagt TSV-Kassier Markus Weinzierl, der von Delp „behutsam eingearbeitet“ und stets unterstützt wurde.Natürlich war das Leben als TSV-Chef nicht immer einfach. Nicht immer waren alle Interessen unter einen Hut zu bringen. „Es wird viel erwartet, manchmal zu viel“, sagte Delp 2014 im Interview zu seinem 70. Geburtstag. Und im Gespräch mit Josef Raith für die TSV-Festschrift brachte er es wie folgt auf den Punkt: „Manchmal brauchte man schon ein dickes Fell, um über die Runden zu kommen.“Vorangehen, Verantwortung tragen, auch mal klare Kante zeigen, aber niemals überheblich – das war typisch für Delp, der seine Amtszeit in der ihm eigenen Bescheidenheit einmal so zusammengefasst hat: „Rückblickend über den gesamten Zeitraum als Vorstandsmitglied möchte ich schon sagen, dass ich meine Vereinsbilanz als gut beurteilen kann. Allen kann man es nicht recht machen, dafür ist der TSV zu groß. Aber im Großen und Ganzen glaube ich, dass der TSV ordentlich geführt und vor allem sauber und gesund übergeben wurde.“Eines war Delp wichtig – „dass die Familie stets hinter dem aufwendigen Hobby stand“. Seine Ehefrau Gitte – der er 1981 das Jawort gab – und seine Tochter Barbara unterstützten und bestärkten ihn. Sein ehrenamtlicher Einsatz nahm viel Zeit in Anspruch, denn nicht nur im TSV war Delp aktiv. Der Wörther, der beruflich bei einem Unternehmen in Straubing tätig war, engagierte sich auch in der Kommunalpolitik.27 Jahre saß er für die Überparteiliche Freie Wählergemeinschaft (ÜWG) im Stadtrat. Zunächst war er von 1984 bis 2002 im Gremium vertreten. 2005 zog er als Nachfolger der verstorbenen Oberachdorferin Barbara Gmeinwieser erneut ein. Von 2008 bis 2014 absolvierte er dann noch einmal eine reguläre Periode. Delp trat stets als sachlicher und konstruktiver Akteur in Erscheinung, der Ideen einstreute, der mitredete. Der eben, gemäß seinem Credo, Verantwortung übernahm.„Die Stadt Wörth verneigt sich vor einem Mitbürger, der sich immer aktiv für die Gesellschaft eingebracht hat“, sagt stellvertretender Bürgermeister Gerhard Schmautz. Delp habe sich ohne Unterlass „mit enormem Einsatz“ in den Dienst der Gemeinschaft gestellt.Auch in der Pfarrei hat Delp seine Spuren hinterlassen. Er war gläubig und regelmäßig in der Kirche anzutreffen. In den vergangenen Jahren war er bei den Senioren der Pfarrei dabei, war auch dort äußerst aktiv und brachte Ideen ein. Delp war mit Begeisterung bei Ausflügen mit von der Partie, hielt mit seiner Fotokamera alles fest. Der kreative Umgang mit der Kamera bereitete ihm Freude. Er gestaltete sogar Bilderschauen oder fertigte Fotomontagen an. „Er wird uns sehr fehlen, er hat mich sehr unterstützt“, sagt Horst Seppenhauser, der Ansprechpartner für die Pfarrsenioren.Zuletzt verschlechterte sich der gesundheitliche Zustand, am gesellschaftlichen Leben zeigte Dieter Delp dennoch stets Interesse. Wie viel er in Wörth und für Wörth bewegt hat, zeigt sich allein schon an der langen Reihe seiner Auszeichnungen. Die sicher herausragendste: Im Mai 2016 ehrte ihn Landrätin Tanja Schweiger mit der Bundesverdienstmedaille. In ihrer Laudatio zitierte sie Theodor Heuss: „Demokratie verträgt kein ,Ohne mich‘. Sie lebt vom ,Mit mir‘.“ Die Stadt Wörth verlieh Delp im Dezember 2015 die Bürgermedaille.Wie viel sie ihm zu verdanken haben, wussten und wissen sie natürlich auch beim TSV. Im Oktober 2016 ernannte Hollschwandner seinen Amtsvorgänger zum Ehrenvorsitzenden. Alle Mitglieder im Gasthof Geier erhoben sich damals, alle schauten auf Dieter Delp. Und dann begannen sie zu klatschen.