Im Interview erklärt Walter Luttner die Gründe für seinen Rücktritt als TSV-Trainer Von Markus Schmautz
Die Fußballer des TSV Wörth ohne Trainer Walter Luttner – das war vor wenigen Tagen noch unvorstellbar. Nun ist es aber Realität: Nach dem Derbysieg in Wiesent trat er von seinem Amt zurück. Im Gespräch mit der Donau-Post erklärt Luttner seine Beweggründe – und übt Kritik.
Donau-Post: Herr Luttner,gibt es noch eine Chance auf einen Rücktritt vom Rücktritt?
Walter Luttner: Nein, das wäre Quatsch. Als Trainer würde man seine Glaubwürdigkeit verlieren.
Wann stand die Entscheidung zum Rücktritt für Sie fest?
Luttner: Am Samstag habe ich die Entscheidung getroffen. Unabhängig vom Ausgang des Derbys beim SV Wiesent. Es ist mir schwer gefallen, aber so ist es das Beste. Eigentlich wollte ich mich am Ende der Saison mit dem Liga-Verbleib verabschieden. Nun ist es aber anders gekommen.
Warum traten Sie zurück ?
Luttner: Vorige Woche suchte ein verletzter Spieler des Mannschaftsrats das Gespräch mit mir. Er teilte mir mit, dass es seiner Meinung nach das Beste sei, wenn ich im Winter zurücktreten würde. Am Samstag traf sich der Mannschaftsrat. Zwei Spieler sagten mir, dass man beschlossen habe, es mit mir noch bis zum Winter durchzuziehen. Dann würde man das Gespräch mit mir suchen. Mir war immer wichtig, dass ich bei meinem Heimatverein entscheiden werde, wann und wie ich aufhöre. Was wäre passiert, wenn wir in Wiesent verloren hätten ? Diese Frage stellt sich nun nicht mehr. Ich habe der Mannschaft nach dem Spiel mitgeteilt, dass ich ab sofort nicht mehr ihr Trainer sein werde. Das hat mich viel Überwindung und Kraft gekostet. Der Klassenerhalt ist in greifbarer Nähe. Im Prinzip fehlen aus elf Spielen noch neun Punkte. Somit habe ich niemanden im Stich gelassen. Die Ausgangslage ist gut !
War der Abschied nach dem Derbysieg in Wiesent perfekt ?
Luttner: Perfekt ist ein Rücktritt nie. Wir haben drei wichtige Zähler eingefahren. Zum Feiern war mir allerdings nicht zumute.
Wie war die Resonanz nach Ihrem Rücktritt
Luttner: Mehrere Spieler meldeten sich bei mir, zudem viele Funktionäre, Trainer und Spieler von anderen Vereinen. Von den TSV-Offiziellen suchte nur Markus Weinzierl, der Kassier des Hauptvereins, das Gespräch mit mir. Ansonsten fragte niemand bei mir nach den Gründen nach. Das sagt einiges !
„Mir war immer wichtig, dass ich bei meinem Heimatverein entscheiden werde, wann und wie ich aufhöre“, betont der zurückgetretene TSV-Trainer Walter Luttner im Gespräch mit unserer Zeitung.
Wie lange spielten Sie denn schon mit dem Gedanken, Ihr Amt niederzulegen?
Luttner: Mit einem vorzeitigen Rücktritt befasste ich mich erst seit Freitag. Ich war seit der Winterpause der Saison 2013/14 im Amt. Es war eine schöne Zeit mit vielen Höhen, aber auch Rückschlägen wie den verpassten Aufstiegen 2015 und 2019. Oft kam ich mir wie ein Einzelkämpfer vor. Ideen wurden abgeblockt. So wollte ich beispielsweise einen einheitlichen Trainingsanzug von der G-Jugend bis hin zur Ersten. Außerdem schlug ich vor, die Mannschaftsbilder unserer Jugendspieler im Großformat am Zaun unseres Sportgeländes aufzuhängen, damit sich der Nachwuchs – die Zukunft des Vereins – wertgeschätzt und noch besser integriert fühlt. Überdies hätten wir zu einem absoluten Sonderpreis eine professionelle Anzeigetafel, die von Sponsoren finanziert worden wäre, erstehen können. Auch das wurde nichts ! Leider hat der Verein den Aufschwung, die Euphorie unseres Aufstiegs nicht ausgenutzt oder nicht ausnutzen wollen. Bis auf Markus Weinzierl kam vonseiten der Vorstandschaft und auch von der Abteilungsleitung wenig Interesse oder Feedback. Darüber bin ich sehr enttäuscht. Es kamen mehrere Dinge zusammen. Meines Erachtens wäre es das Beste gewesen, nach der Saison einen Schlussstrich zu ziehen. Dazu wird es nun aber nicht mehr kommen.
Was wünschen Sie der Mannschaft?
Luttner: Nur das Beste. Vielleicht wacht der eine oder andere Spieler nun auf, wurde wachgerüttelt. Vielleicht wird die Trainingsbeteiligung wieder größer, die Einstellung besser. Der TSV hat eine kreisligataugliche Mannschaft beisammen. Nun gilt es für die Verantwortlichen – im November wird eine neue Abteilungsleitung gewählt – das Beste daraus zu machen. Der Grundstock ist gelegt. Vorige Saison habe ich mit 51 potenziellen Neuzugängen Kontakt aufgenommen. Das dürfen nun andere tun. Der TSV Wörth ist und bleibt mein Heimatverein. Ich hoffe, dass die gesteckten Ziele auch in Zukunft erreicht werden können. Vor ein paar Jahren schauten 30 oder 40 Zuschauer in der Kreisklasse zu. Inzwischen sind immer zwischen 150 und 300 Zuschauer im Gschwelltal. Nicht zuletzt deshalb, weil die Mannschaft ansehnlichen Fußball geboten hat und zu Hause nur selten zu bezwingen war. Jede Person ist ersetzbar. Ich hoffe, dass möglichst bald eine gute Nachfolgelösung für mich gefunden wird.
Wie geht es mit Ihnen weiter?
Luttner: Sicherlich werde ich dem Fußball treu bleiben, will im Trainergeschäft bleiben. Allerdings muss das Gesamtpaket stimmen. Wert lege ich auf gewachsene Vereinsstrukturen, eine gute Trainingsbeteiligung, auf eine entwicklungsfähige Mannschaft. Und zwar unabhängig von der Liga.
Wollen Sie noch etwas loswerden?
Luttner: Ja, es war für mich eine Ehre und etwas Besonderes, so lange meinen Heimatverein zu trainieren. Ich blicke auf tolle Momente zurück, durfte viele talentierte und ehrgeizige Spieler weiterentwickeln. Namen herauszugreifen wäre an dieser Stelle unfair. Mein Dank gebührt auch den Trainern der Zweiten, Alois Fischer und Michael Schwoch, sowie den Betreuern Ludwig Schindler und Martin Gritschmeier. Es war eine intensive Zeit, in der ich viel Freizeit aufgewendet habe. Aber das war es mir wert !